Köroğlu – Der türkische Robin Hood

Köroğlu – Der türkische Robin Hood

Jeder Türke kennt und liebt ihn – Cüneyt Arkin, der kämpfend, springend und wedelnd in seiner Paraderolle als Köroğlu erblüht – dem türkischen Robin Hood, der sich für die Unterdrückten einsetzt und gegen die Tyrannei auflehnt. Der literarische Köroğlu war allerdings mehr als nur ein Heldenepos.

Wer ist Köroglu?

Der Name Köroğlu (zu deutsch, Sohn des Blinden) beschreibt heute ein idealisiertes Profil eines heldenhaften, mutigen und ehrwürdigen Kämpfers, der sowohl die türkische Dichtung als auch die türkische Volksmusik stark geprägt hat. Über seine Identität gibt es verschiedene Sagen. Einerseits wird behauptet, Köroğlu habe zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert gelebt und sei ein Janitschare und „Aşık“ (zu deutsch, Barde) gewesen. 1578-1590 habe er am osmanisch-persischen Krieg teilgenommen und insbesondere durch seine Gedichte Berühmtheit erlangt.

In der anderen und gängigeren Version, die in Zentralasien und im Balkan verbreitet ist, kennt man ihn als ehrenvollen und gerechten Banditen, der in der türkischen Stadt Bolu gelebt hat. Sein eigentlicher Name sei Ruşen gewesen, der einen Aufstand gegen den ungerecht herrschenden „bey“ der Stadt Bolu angezettelt habe und in einem Dorf namens Çamlıbel nahe der innenanatolischen Stadt Sivas ansässig wurde.

Von dort aus organisierte er seine Raubzüge gegen den Despoten und belohnte die Armen und Unterdrückten. Außerdem sei er ein begnadeter Dichter und Interpret gewesen, dessen Sprachstil und Erzählweise sich allerdings zum Teil stark vom Erstgenannten unterscheiden.

Der Köroğlu Epos

Der türkische Schriftsteller Yasar Kemal nimmt im sog. „Köroğlu Epos“ die zweite Variante auf. Darin heisst es, Ruşen Ali sei der Sohn des vom „bey“ (oder Herrscher) der Stadt Bolu geblendeten Yusuf’s, nachdem ein geplanter Handel um ein weißes Pferd geplatzt war. Yusuf flüchtete mit seinem Sohn zum Aras Fluss , um dort vom magischen Schaum zu trinken. Dieser soll ihm sein Augenlicht zurück geben, doch Ruşen Ali konnte der Versuchung nicht widerstehen und trank den Schaum selber. Dadurch erlangte er Unsterblichkeit, Heldenmut und die Gabe der Dichtung. Sein Vater war zunächst enttäuscht, freute sich allerdings im Nachhinein über die besonderen Kräfte seines Sohnes und bat ihn, kurz vor seinem Tod, Yusuf zu rächen.

Ruşen Ali nistete sich mit dem weißen Pferd in den Bergen ein und erlangte den Namen Köroğlu. Er plünderte gemeinsam mit anderen Banditen die Reichen und Wohlhabenden und verschenkte es den Armen. Seinen Kreuzzug kürte er mit Gedichten und Liedern über Rechtschaffenheit, Tapferkeit und Ehre. Nach der Erfindung des Gewehres, so heisst es, verebbte der Heldentum seiner Gefolgschaft und Köroğlu zog sich für immer zurück. Er wurde zum Mythos.

Köroğlu heute

Die Geschichten um Köroğlu sind insbesondere in den Turkstaaten, aber auch im Balkan und in anliegenden Kulturkreisen, etwa unter Georgiern, Armeniern, Persern oder Kurden, weit verbreitet. Die türkische Stadt Bolu veranstaltet jedes Jahr ein Köroğlu Festival und widmete dem Volkshelden eine Statue. Ein gleichnamiger Film wurde im Jahre 1968 gedreht in dem kein geringer als Cüneyt Arkin die Hauptrolle spielte.

Donnerhall

Der große Fürst zur Sitzung zieht,
Die Sitzung dröhnt wie Donnerhall,
Der Held hält stand, der Feige flieht –
Der Kampfplatz dröhnt wie Donnerhall.

Voll Stolz rühmt sich der ‘unge Held,
Der Pfeil an seinen Zielort fällt.
Wenn Lanze auf den Schild aufprellt,
Erdröhnt der Schild wie Donnerhall.

Von seiner Burg schießt man den Pfeil,
Gott schütze euch und geb euch Heil –
Denn von Köroğlus Kriegsgeschrei
Erdröhnt die Welt wie Donnerhall.

Köroğlu (übersetzt von Prof. Annemarie Schimmel)

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