Kerem und Aslı – Dich nennt man den Sultandağ

Kerem und Aslı – Dich nennt man den Sultandağ

Kerem und Aslı – Dich nennt man den Sultandağ

Es heißt, dass es eine Sünde sei, der Liebesgeschichte um Kerem und Aslı ein Ende zu verleihen. Sie fände nicht ihren Abschluss in der Vergänglichkeit des Diesseits mit dem tragischen Tode der zwei Liebenden, sondern führe fort in der Unendlichkeit des Jenseits.

Ahmet Mirza (Kerem), Sohn des Schah von Isfahan, verliebt sich unsterblich in die Tochter eines armenisch-christlichen Priesters. Aslı erwidert seine Liebe und beide entscheiden sich den Bund der Ehe einzugehen. Nach muslimischer Tradition bittet der Herrscher den Priester um die Hand seiner Tochter. Dieser ist aufgrund der unterschiedlichen Glaubensrichtungen gegen eine Zusammenkunft der Liebenden, lehnt den Wunsch des Schah’s allerdings zunächst nicht ab und bittet um Bedenkzeit.

Da er nicht gewillt ist, seine Tochter Kerem anzuvertrauen, flüchtet er währenddessen aus dem Lande, weil er um die Rache des Schah’s fürchtet. Kerem ist nicht bereit seine große Liebe aufzugeben. Er folgt Aslı und beginnt zugleich seine Reise als „Aşık“ durch ganz Anatolien. Mit seinem treuen Freund und Begleiter Sofu wandert er durch die Berge Nemruts und Sultans, entlang der Flüsse Kızılırmak und Murat, fernab der Städte und Provinzen Hoy, Gence, Tiflis, Jerewan, Kars, Van, Erzurum, Erzincan, Ankara, Sivas und Kayseri, und singt und dichtet tragische Lieder oder Gedichte, in der Hoffnung, jemand habe seine Geliebte gesehen und könne ihm dabei helfen, sie zu finden.

Er trifft Einwohner, die ihm Nachrichten von Aslı hinterlassen, aber auch auf Scharlatane, die ihn in die falsche Fährte locken. Es heißt, dass diese Liebe von Gott gesegnet sei und so reift er heran, gebrandmarkt von dem Feuer seiner Liebe zu Aslı. Es öffnen sich Türen, die verschlossen zu sein scheinen und Wege ebnen sich, die verschüttet seien. Berge, Täler und Flüsse teilen sich, wenn er ihnen eines seiner melancholischen Gedichte vorträgt, Rehe hören ihm zu und teilen sein Leid, selbst der Gottesknecht Hızır, der ewig bis ans Ende aller Zeiten im Verborgenen lebt, steht ihm bei und rettet ihn in höchster Not. Es sei der Wille des Allmächtigen, dass Kerem und Aslı sich immer wieder finden und ihre Liebe im Geheimen von Erzincan bis nach Kayseri vorübergehend teilen.

Ihr Vater, der das nicht zu ertragen vermag, verscharrt Aslı schließlich nach Aleppo. Kerem, der sie auch dort findet, befreundet sich schnell mit dem hiesigen Pasha und bittet ihn um Hilfe. Dessen vermeintliche Überzeugungskraft mündet in der lang ersehnten Hochzeit der beiden, doch Aslı’s Vater verfolgt einen perfiden Plan. Er schenkt seiner Tochter eine verwunschene Bluse für die Hochzeitsnacht, dessen Knöpfe sich bis zuletzt öffnen lassen, sich jedoch wieder zuknöpfen. Kerem, der vergeblich nach einer Lösung sucht, findet einfach keinen Weg. Als er infolgedessen resignierend und verzweifelt seufzt, manifestiert sich das Feuer seines für ewig gebrochenen Herzens und er geht in Flammen auf. Aslı ist wie in Trance, als sie sich trauernd inmitten der Glut Kerems wiederfindet. Ein Funke springt über und erfasst ihr Haar. Sie wehrt sich nicht und vereinigt sich indes mit ihrem Geliebten in ihrer gemeinsamen Asche.

Es heißt, dass es eine Sünde sei, der Liebesgeschichte um Kerem und Aslı ein Ende zu verleihen. Sie findet nicht ihren Abschluss in der Vergänglichkeit des Diesseits mit dem tragischen Tod der zwei Liebenden, sondern führt fort in der Unendlichkeit des Jenseits.

Dich nennet man den Sultan-Dagh,
Kein Berg mit dir sich messen mag,
Dein Haupt ragt über Wolkenhöh’n,
Von keines Menschen Aug‘ geseh’n.

Dein Gipfel, stets mit Schnee bedeckt,
Sich über tausend Thäler streckt;
Es leuchtet im Frühsonnenschein,
Wie Diamanten dein Gestein.

Und deine Halden, Sultan-Dagh,
Sind wie ein mächt’ger Rosenhag,
– Aus dem ein süsser Odem quillt –
Von milder Blumen Duft erfüllt.

Doch deine Grösse freut mich nicht,
Mir kommen Thränen in’s Gesicht,
Denn die, die meine Braut sich nennt.
Ist ja durch dich von mir getrennt.

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