Pioniere der Fotografie – Vassilaki Kargopoulo

Pioniere der Fotografie – Vassilaki Kargopoulo

Pioniere der Fotografie – Vassilaki Kargopoulo

Vassilaki Kargopoulo spielte eine immens wichtige Rolle in der Entwicklung der Photographie Istanbuls. Ähnlich wie bei den meisten Nicht-Muslimen der osmanischen Bevölkerung, kann der Werdegang des Vassilaki (im französischen auch unter ‚Basile‘ bekannt) Kargopoulo nicht exakt erfasst werden. Es ist bekannt, dass er zu der Minderheit der Urum angehörte, einer turksprachigen Volksgruppe griechischer Ethnie, die im 19. Jahrhundert hauptsächlich in der Marmara Region vorzufinden war.


Man nimmt an, dass Kargopoulo entweder als Assistent für die ab 1842 einreisenden Reisephotographen gearbeitet hat oder gegen Entgelt Unterricht erhielt. Dies muss relativ früh geschehen sein, da er bereits 1850 ein Studio auf der Grand Rue de Péra eröffnete. Als erster ansässiger Studiophotograph verblieb Kargopoulo bis 1867 im Gebäude mit der Hausnummer 311, unmittelbar neben der russischen Botschaft.

Istanbul Fotografie

In dieser mehrteiligen Serie durchleuchten wir die historische Entwicklung der Fotografie in Istanbul – mit vielen historisch wertvollen Fotografien und diversen Hintergrundinformationen.

Im Gegensatz zu den Gebrüdern Abdullah oder Pascal Sébah arbeitete Kargopoulo immer alleine. Bedenkt man, dass der Stadtteil Péra in diesen Jahren zu den angesehensten, aber auch teuersten Distrikten der Hauptstadt zählte, so muss man von einem starken finanziellen Rückhalt Kargopoulos ausgehen. Kargopoulo arbeitete in seinen frühen Jahren ausschließlich als Portraitphotograph und benutzte hierfür das Daguerreotypie Verfahren. Dass nur relativ wenige Aufnahmen dieser Sorte vorliegen, kann auf den technischen Mangel der Methode zurückgeführt werden. Auffällig ist jedoch, dass exklusiv nur Mitglieder der osmanischen Oberschicht positioniert und bewusst auf orientalische Motive verzichtet wurden.

Sicherlich verhalf ihm seine ‚osmanische‘ Herkunft und seine Konzentration auf das Porträtieren der Elite zu einem Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz, erarbeitete sich doch Kargopoulo binnen vier Jahren die Position des gefragtesten Photographen Istanbuls.

Eine neue Ära begann für ihn mit der Ausbreitung des Nass-Kollodium Verfahrens und der ansteigenden Popularität von Studios. Durch die explodierende Nachfrage von Porträtphotographien im ‚Carte-de-Visite‘ Format zwischen 1859-1860 wurde Kargopoulo überhäuft mit Aufträgen aus allen sozialen Schichten und insbesondere von Mitgliedern der europäisch-christlichen Gemeinden Istanbuls. Aus diesem Grund überarbeitete er sein Geschäftskonzept und erweiterte seinen Wirkungskreis, entsprechend der Nachfrage der Besucher, auf die Kostüme und Berufszweige der Stadt.

Um dennoch authentisch zu bleiben, lud Kargopoulo ausnahmslos Angehörige der jeweiligen Gesellschaftsschicht ein und photographierte sie in ihrer typischen Kleidung. Somit erhielten seine dokumentarischen Aufnahmen einen glaubwürdigen Charakter.

Seine guten Beziehungen zum Sultanspalast hielten in den 70er Jahren, trotz einer Nichtberücksichtigung zum offiziellen Hofphotographen, weiterhin an und intensivierten sich. Die Krönung für seine erfolgreichen Arbeiten bildete die Ernennung zum offiziellen ‚Ser Fotografi-yi Hazret-i Sehriyari‘ (Chef-Hofphotograph) nach dem Herrscherwechsel im Sultanspalast. Man darf sie dem misstrauischen Charakter des Sultan Abdul Hamid II., der 1878 die Gebrüder Abdullah absetzte, und vermutlich der Empfehlung des Ibrahim Edhem Pasa zuschreiben. Innerhalb weniger Jahre verlieh man ihm außerdem ein ‚Mecidi‘-Orden (1881) und ein ‚Osmani‘-Orden (1885).

1883 eröffnete Kargopoulo ein zweites Studio auf der Grand Rue de Péra und dominierte nahezu das gesamte Gebiet um Péra. Seine Zeit als Chef-Hofphotograph unter Sultan Abdul Hamid II. war für ihn besonders ergiebig. Die Kollektionen über die ‚Osmanische Dynastie‘ und ‚Osmanische Staatsmänner‘, welche er zwischen 1879 und 1885 zusammentrug, werden heute als die wichtigsten Arbeiten Kargopoulos gewertet. Als Hofphotograph stand ihm eines der wichtigsten Privilegien seines Berufes zu, welches ihm ermöglichte offizielle Staatsbesucher zu photographieren. Neben unzähligen politischen Akteuren, gilt der Besuch der deutschen Delegation um Kaiser Wilhelm II. 1882 und des österreich-ungarischen Prinzen Rudolf 1884 als markante Beispiele.

Der Höhepunkt seiner 35-jährigen Karriere als Photograph war die Erlangung der ‚Goldenen Medaille für Schöne Künste‘ am 29. Januar 1886, die ihm Sultan Abdul Hamids persönlich überreichte. Sie galt als die höchste Auszeichnung, die man als Künstler erhalten konnte. Zwei Monate später verstarb Vassilaki Kargopoulo an den Folgen einer Herzkrankheit. Der Sultan übernahm sämtliche Kosten und Formalien für seine Beerdigung.

Literatur

  • Bahattin Öztuncay – Vassilaki Kargopoulo – Photography to his Majesty the Sultan, 2000

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