Die DITIB Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

Die DITIB Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

Die DITIB Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

Ich erinnere mich noch relativ gut an die alte Zentral-Moschee auf der Venloerstraße in Köln. Ein recht heruntergekommenes großes Gebäude in unmittelbarer Nähe zu einem ungepflegten Sportplatz und gleich neben der türkischen Supermarktkette Yimpas.

Nicht selten waren wir mit meinen Eltern dort und haben uns nach dem Wocheneinkauf im Supermarkt aus der kleinen Moscheebibliothek islamisches Seelenfutter zugelegt. Es war immer ein Highlight für uns die Kölner Zentralmoschee zu besuchen, war es doch die Einzige in meinem Umfeld, an dessen Front tatsächlich auch „Moschee“ verschriftet war.

Wir sind aufgewachsen in sogenannten Hinterhofmoscheen und haben unseren Input in sporadisch eingerichteten Kellern erhalten. Inmitten einer Teils vergifteten gesellschaftlichen Atmosphäre war es für uns damals undenkbar pittoreske Kuppeln nach islamischer Baukunst mitten in Deutschland zu bewundern, geschweige denn eine Minarette zu erblicken.

Doch wenn nicht in Köln, wo dann? Als wir die frohe Kunde erhalten haben, dass die Moschee modernisiert werden würde, waren wir aufgeregt. Schließlich sollte es „unser“ Wahrzeichen werden und würde irgendwann vielleicht in einem Atemzug mit den historischen Meisterwerken islamischer Baukunst erwähnt. Also spendeten wir. Eigentlich spricht man ja nicht darüber denn es ist Usus im Heimlichen zu spenden. Die Wahrheit ist aber, dass nahezu jedem muslimischen Türken in NRW ein Stückchen dieses Wunderwerks gehört.

Jahre später (2008 um genau zu sein) folgten die ersten Planungsbilder und wir konnten unsere Bewunderung und unseren Stolz nicht verbergen. Eine dem Anblick nach klassische Moschee, die in einem modernen Gewand unsere Identität widerspiegelt und zudem vom Kölner Architekten Paul Böhm entworfen wurde. Die Vorzeichen standen gut.

Nachdem die DITIB mit Stimmen der SPD, FDP, Linkspartei und Grünen das Bauvorhaben der Öffentlichkeit präsentierte – damals wurde die DITIB noch nicht als Spion des türkischen Staates verunglimpft, Erdogan war irgendwie in Ordnung und Cem Özdemir trug, wahrscheinlich in ehrsamer Bewunderung an „Wolverine“, Koteletten, die letzten Diskussionen ausdiskutiert wurden und die üblichen Verdächtigen gegen Moschee, Minarett und Islam protestiert hatten, legte man im Jahr 2009 den Grundstein zum Bau der größten und imposantesten Moschee in Deutschland.

2 Jahre lang lief das Projekt wie am Schnürchen. In Rekordtempo wurde das Fundament gelegt, der Rohbau gefertigt, die Wände gezogen. Danach war wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ zwischen DITIB und dem Architekturbüro Böhm mehr oder minder Baustop. Der DITIB Vorstand legte dem Architekten eine Liste mit mehr als 2.000 Baumängel vor, Böhm wiederum attestierte der DITIB eine mangelhafte Zusammenarbeit. Die Situation eskalierte und es traf das ein, wovor sich jeder Bürger dieses Landes fürchtet: Bürokratie. Es passierte also erst mal eine ganze Weile… Nichts. Und da wo Nichts ist, finden Nutznießer neuen Gesprächsstoff. Ein starkes Gefühl von Déjà-vu trat ein: Medien und Politik führten Diskussionen, Erdogan avancierte hierzulande zum türkischen Pendant von Franz Josef Strauß, Pro Köln protestierte für ein „Abendland in Christenhand“, Cem Özdemir stutzte seine Koteletten.

Nach einer schier endlos erscheinenden Zeit des Wartens, Hoffens und Bangens um die Zukunft der nicht enden wollenden Streitigkeiten, gerichtlichen Auseinandersetzungen und Bereinigungen der aufgeführten Mängel, war es dann im Ramadan des Jahres 2017 so weit. Die Hoffnung derer, die sich in Eigensinn und Arroganz wünschten, dass „diese Moschee […] niemals vollendet werden [soll]“, versiegten. In einer Zeit, wo nicht mehr diskutiert wird, Proteste obsolet geworden sind, Erdogan den verdammten Anti-Christen symbolisiert und Cem Özdemir sich von diesen fiesen Koteletten befreit hat, öffnet die DITIB Abteilung III b am 09.06.2017 still und leise die Pforten der Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld.

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Cem: Lass dir bitte wieder Koteletten wachsen.

Alternativer Titel dieses Beitrags bis hierher: „Die Koteletten des Cem Özdemir“

Im hier und heute angekommen…

…habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, die fertige Moschee zu besuchen. Insgesamt 1.200 Menschen fasst der Gebetsraum und ist umrundet von 2 Galerien. Die Innenarchitektur ist schlicht und ergreifend beeindruckend und entlohnt für alle bisherigen Querelen.

Eine Mannschaft bestehend aus 30-40 Malern und Kalligraphen aus der Türkei, angeführt von Semih Irtes, haben in 6 Monaten eine Szenerie geschaffen, die die klassische türkisch-islamische Dekorationskunst in allen Aspekten widerspiegelt und sie mit einem modernen Ensemble vereint.

Die Kalligraphien wurden von Hüseyin Kutlu angefertigt und mit Blattgold veredelt. Insgesamt 80 Hadithe verteilten die Künstler in der Moschee. Die Kuppel vereint zwei wichtige Suren des Korans (Ayetel Kürsi und Bakara). Neben der obligatorischen Benennung des Namen Allah’s sowie des Propheten Muhammed (s.a.v) legte die DITIB mit der Erwähnung der Propheten Adam, Noah, Jesus und Weiterer ein Konzept fest, dass den interreligiösen Dialog fördern soll.

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