Ahsap Oyma – Türkische Holzschnitzerei
Ahsap Oyma – Türkische Holzschnitzerei
Die Holzschnitzerei zählt historisch zu den verbreitetsten Kunsthandwerken, da das Verformen von Holz ohne größere Umstände möglich ist. Sie reicht weit zurück bis in das alte Ägypten. In der türkischen Geschichte konnten erste Holzschnitzereien, noch vor dem Islam, im heutigen Turkmenistan vorgefunden werden. Nach der Islamisierung verbreitete sie sich, gepaart mit islamischen Motiven, relativ schnell in der muslimischen Welt.
Aktuelle Forschungen belegen, dass vorislamische Holzskulpturen in Zentralasien überwiegend nach chinesischem und indischem Muster angefertigt wurden. Erst das islamische Bildnisverbot eröffnete den muslimischen Türken die Holzschnitzerei als Kunsthandwerk, insbesondere in der Region Turkestan, voranzutreiben. Die Verbreitung architektonischer Bauwerke während des Groß-Seldschukischen Reiches im 10. und 11. Jahrhundert, eröffnete dem Schnitz-Handwerk neue Erschließungsmöglichkeiten, die sich besonders in der Dekoration der Innenarchitektur von Palästen, Moscheen, Mescids oder karitativen Einrichtungen äußerten.
Mit der türkischen Besiedelung Anatoliens zum Ende des 11. Jahrhunderts wuchs nicht nur der Anteil der dekorativen Keramik-Kunst, auch die Holzschnitzerei gewann an Bedeutung – Städte wie Erzurum, Harput oder Konya etablierten sich als Kulturzentren jener Kunst, dessen Motive in der Folge vorerst aus geometrischen Formen bestand.
Der künstlerische Höhepunkt der Holzschnitzerei wurde schließlich im Osmanischen Reich erreicht, nachdem die aus der Tezhib Kunst bekannten Rumi und Hatai Stile in die Grundformen einflossen. Meisterkünstler dekorierten fortan mit stilisierten floralen und tierischen Ornamenten sowohl die Innen-, als auch Außenarchitektur von Gebäuden und Gebilden.
Das Schnitzhandwerk als traditioneller Berufsstand verbreitete sich infolge eines wirtschaftlichen Booms in weitere Städte der Türkei, wie etwa Bitlis, Bursa, Gaziantep oder Zonguldak, sowie in die Metropole Istanbul, und generierte einen Sektor, der sich auf Utensilien für Holzschnitzerei spezialisierte.
Das Handwerk erfuhr in der heutigen Zeit aufgrund maschineller Anfertigung von Schnitzereien einen Rückgang, so dass der Mangel an Experten die Qualität der Arbeiten negativ beeinflusst. Die traditionell geschnitzen Kanzel (minber) in Moscheen etwa sind heutzutage nicht mehr handgemacht, sondern häufig mit Farbdessins versehen. Nur wenige Meister in Anatolien gehen dem klassischen Handwerk nach. Darüber hinaus wird das Interesse in einigen Universitäten sowie Ausbildungszentren, wie dem Zentrum für Handwerkskunst in Düzce, aufrechterhalten.
Anwendungsgebiete und Techniken
Wesentliche Anwendungsgebiete für Schnitzereien waren Dekorationen für Einrichtungen von Moscheen, Medressen oder Türben – Kanzel, Rednerpulte und Gebetsnischen, aber auch Grabsteine, Türen, Fenster, Schränke, Stühle, Schmuckkästen, Krippen, Truhen und sonstiges Holzmobiliar. Besonders talentierte Meister der Holzschnitzerei übertrugen darüber hinaus islamische Kalligraphien in eingeschnitzter Form auf Holz für die Inneneinrichtung von architektonischen Bauwerken.
Als Werkzeug verwendete der türkische Holzschnitzer speziell abgerundete Schnitzer wie den Balleisen, Flacheisen oder den Hohleisen um Höhlungen und Vertiefungen nach Wunsch abzustufen. Präferiert waren Holzsorten, die von der Linde, dem Kastanienbaum, dem Apfelbaum, der Zeder, dem Ebenholz oder dem Tannenbaum gewonnen und geformt wurden.
Dabei bediente sich der Holzschnitzer einem großen Repertoire an Techniken, dessen Erlernen einer langwierigen Praxis zugrunde liegt. Kakma, kündekari oder kafisi isi sind einige der grundlegenden Fertigkeiten des Holzschnitzers, die zum Dekorieren und Ausschmücken von Holz eingesetzt wurden.
Ja, unsere Vorfahren waren schon talentiert. Heutzutage leider viel zu selten…
Holzkunst ala Osmanische Enkelkinder
Kunst!