Yagli Güres – Volkssport Öl-Ringkampf
Yagli Güres – Volkssport Öl-Ringkampf
Yagli Güres ist eines der ältesten Nationalsportarten der Türkei und zählt zu den schwierigsten Bodenkampfsportarten überhaupt. Die Besonderheit liegt darin, dass die Körper der Ringer in Olivenöl eingerieben werden und somit der Einsatz von Kampfgriffen sowie -hebeln nahezu ausschließlich an der sogenannten “Kisbet” – einer speziellen Lederhose – möglich sind. Einmal im Jahr treten die “Pehlivan” (Ringer) beim großen “Kirkpinar” Turnier gegeneinander an.
Das Kirkpinar Turnier wird in ihrer heutigen Form seit 1925 zwischen Juni und Juli in der ostthrakischen Stadt Edirne auf der Sarayici-Halbinsel ausgetragen. Die Ringkämpfe ziehen sich über mehrere Tage und werden von einem traditionellen Rahmenprogramm begleitet. Der Sieger wird zum “Baspehlivan” gekürt.
Bildmaterial von © Istanbulmike auf Flickr.com
Die Kirkpinar Sage
Der Legende nach wurde das erste Kirkpinar Öl-Ringkampf-Turnier 1361, mit dem Eintritt der Türken nach Thrakien / Rumelien, ausgetragen. 7 Jahre zuvor, so heisst es in den Überlieferungen, habe Orhan Gazi I. – der zweite Sultan des osmanischen Reiches – seinen ältesten Sohn Süleyman Pasa befohlen, dass er “die Hand der Rhomäer einnehmen” möge. Der Name Rumelien leitet sich aus der Übersetzung des Zitats in das Türkische ab – “die Hand der Rhomäer” bedeutet “Rum eli”
Mit den sogenannten “Kirklar” (auf deutsch “Vierziger”), einer Truppe die aus 40 elitären Soldaten besteht, überquert Süleyman Pasa die Dardanellen an der Hafenstadt Gallipoli und nimmt die als “Schweineburg” bezeichnete byzantinische Festung ein. Die Zahl 40 nimmt in der türkisch-islamischen Geschichte eine fast schon heilige Rolle ein und wird in verschiedenen Hadithen erwähnt.
Nach der erfolgreichen Belagerung trennen sich die “Kirklar” in drei Einheiten und mit dem Auftrag die Gegend auszukundschaften. Die Ruhepausen vertreiben sich die Soldaten mit sportlichen Ringkämpfen. Eines der Kämpfe findet kein Ende, so dass die verbrüderten Kontrahenten sich entscheiden, den Wettkampf während der Rastintervalle so lange auszutragen, bis ein Sieger gekürt werden kann. Auch nach mehreren Anläufen kann sich keiner absetzen und beide Ringer versterben aus Erschöpfung nach einem schier endlosem Kampf.
Die Gefährten begraben die zwei Brüder in die Nähe eines großen Weidenbaums und ziehen weiter. Nachdem die Einheit ihre Mission beendet hat, kehren sie zurück zur Ruhestätte, um den gefallenen Kameraden die letzte Ehre zu erweisen. Erstaunt stellen sie fest, dass aus den Gräbern kristallklares Quellwasser fließt und entschließen sich als Tribut, jährlich ein Ringturnier mit dem Namen “Kirklarin pinari” (“Der Brunnen der Vierziger”) an dieser Stelle auszutragen. Mit der Zeit wurde aus dem “Kirklarin pinari” das heute bekannte “Kirkpinar”.
Der Ablauf
Das Kirkpinar Turnier ist immer verbunden mit viel Kultur, Tradition und einem Ehrenkodex, der Mut, Tapferkeit und “Gentleman”-haftes Auftreten predigt. Unfaires Verhalten – auch außerhalb des Kampfes – kann zum dauerhaftem Ausschluss führen. Einen klassischen Ring gibt es nicht, die Spiele werden auf einem großflächigen Rasenfeld ausgetragen und es finden immer mehrere Kämpfe gleichzeitig statt.
Bereits Tage zuvor wird die Bevölkerung in Begleitung von “davul” und “zurna”, klassisch-orientalische Instrumente, zum Turnier eingeladen. Vor dem Turnierbeginn wird den beiden Kämpfern gewürdigt, die im 14. Jahrhundert durch ihren Tod das Kirkpinar-Turnier ebneten, und islamische Gebete ausgesprochen. Anschließend werden die zuvor ausgelosten Kontrahenten durch den “Cazgir” – ein Moderator, der die Kämpfer vorstellt – auf das Feld gerufen. Die zu diesem Zeitpunkt reichlich eingeölten Ringer betreten das Feld und führen anschließend einen rituellen Tanz vor – dem sogenannten “Pesrev”. Der 5-minütige Ritus kann sogar ausgezeichnet werden, wenn es besonders gut vorgetragen wird.
Die Spielregeln sind relativ einfach und kurz erklärt. Gewonnen hat derjenige, der seinen Gegner “schultert”, d.h. ihn mit beiden Schulterblättern auf den Boden drückt, oder ihn drei Schritte hebend trägt.
Dass der Öl-Ringkampf zu den kompliziertesten und härtesten Bodenkampfsportarten gehört, bewiesen die Türken bei den Olympischen Spielen in den 60er Jahren; sie dominierten ihre Kontrahenten nach Belieben und räumten nahezu alle Medaillen in ihren Disziplinen ab. Das Resultat: der sechste Platz im internationalen Medaillenspiegel. Auch im Ausland fanden bereits Öl-Ringkampf-Turniere statt. Die erste internationale Kirkpinar-Meisterschaft wurde 1996 in Amsterdam, nur sechs Jahre danach, 2002, die erste niederländische Meisterschaft in Den Haag und schließlich hierzulande 2004 die erste deutsche Meisterschaft in Frankfurt / Main ausgetragen.
Hallo, bin vom kulturverein Mühlacker, wollte fragen ob sie auch an kermes’e son Show Takt machen mit einem Ring Kampf?